26.4.2018 – Update zum BBA 2018

Amazons Statement gleich mehrfach falsch

Während Amazon sich uns gegenüber nicht zu Wort meldete, erhielt der Spiegel ein kleines Statement. Unsere Antwort: 1. Nichts, was in der Cloud steht, ist noch unter der eigenen Kontrolle, 2. Nicht Kunde oder Kundin haben die Kontrolle über die Aufzeichnungen, sondern die Person, die ein Alexa-Gerät angemeldet und in Betrieb genommen hat und 3. Niemand kann garantieren, dass die Löschung einzelner Aufnahmen auch auf Amazon Servern stattfindet.

Uns gegenüber hat Amazon sich nicht zu Wort gemeldet. Der Spiegel zitierte Amazon mit einem kleinen Statement: „Alle Daten sind während der Übertragung und in der Cloud verschlüsselt. Der Kunde behält jederzeit die volle Kontrolle über seine Sprachaufzeichnungen. Jede einzelne Aufnahme kann einfach über die Alexa App oder Amazon.de gelöscht werden.“

Dieses Statement ist gleich mehrfach falsch! Erstens: Nichts, was in der Cloud steht, ist noch unter der eigenen Kontrolle. Die richtige Übersetzung für „Cloud“ ist „Anderer Leute Computer“. Die Daten schweben nicht einfach so im Raum, sondern sind auf Amazon-Servern gespeichert. (Der Begriff „Cloud“ hat von uns 2012 einen BigBrotherAward bekommen).

Zweitens: Nicht Kunde oder Kundin haben die Kontrolle über die Aufzeichnungen, sondern die Person, die ein Alexa-Gerät angemeldet und in Betrieb genommen hat. Das sind nicht selten die Kinder oder Enkelkinder der eigentlichen Kundinnen und Kunden, manchmal auch hilfreiche Nachbarn oder (Ex-)Partner.innen. Es ist inzwischen beliebt, Technik an nicht so kundige Menschen zu verschenken mit dem freundlichen Hinweis „Und ich installiere Dir das Gerät dann auch gleich.“ Das bedeutet dann aber auch: jemand anders bekommt in seiner/ihrer App meine Sprachnachrichten zu sehen und zu hören. Das wissen die wenigsten und Amazon klärt darüber auch nicht so direkt auf. Ein El Dorado für Stalker und Spitzbuben!

Und drittens: Ja, die einzelnen Aufnahmen können in der App gelöscht werden. Aber löscht das auch die Speicherung auf Amazons Servern? Und mal ehrlich: Wer will jeden Tag vom Wecker über die Wetterabfragen bis zum Kochrezept sein „Alexa“ aufräumen?

padeluun: „Der Vorschlag ist weltfremd und eine Unverschämtheit! Außerdem sind bis zur Löschung die Metadaten-Sammeltools (wer, was, wann) und Stimmanalysen von Amazon mit Sicherheit bereits über die Aufnahmen hergefallen und haben sich rausgesaugt, was immer sie verdauen wollen. Ich kann mich nur wiederholen: Liebe Leute: Seid vernünftig! Lasst diese Spionagewanzen nicht in Eure Wohnungen!“

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Über die BigBrotherAwards

Spannend, unterhaltsam und gut verständlich wird dieser Datenschutz-Negativpreis an Firmen, Organisationen und Politiker.innen verliehen. Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

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