13.12.2020 – Update zum BBA 2003

Vom Versuch der Metro AG, RFID-Chips (versteckt) zu nutzen

2003 versuchte die Metro AG, die RFID-Technik in Deutschland salonfähig zu machen und damit neue Möglichkeiten für Überwachung zu schaffen. Die RFID-Schnüffelchips waren bei ihnen so beliebt, dass sie nicht einmal davor zurückscheuten, sie ohne Informierung von Kund.innen in Kundenkarten einzubauen.

Im Jahr 2003 verliehen wir der Metro AG einen BigBrotherAward in der Kategorie Verbraucherschutz. Den verdienten sie sich durch das Projekt „Future Store“, der die RFID-Technik in Deutschland salonfähig machen sollte. Der berührungslos auszulesende Chip – bis zu acht Meter können Lesegeräte entfernt sein! – sollte zu der Zeit den Barcode auf Waren ersetzen. RFID ist die Abkürzung für den sperrigen Begriff „Radio Frequency Identification“ und bezeichnet winzige Chips mit Antenne, die eine weltweit eindeutige Seriennummer enthalten und per Funk ausgelesen werden können. (Mehr informationen über RFID-Schnüffelchips gibt es auf unserer Website) Erfolge:

Unser BigBrotherAward für die Metro AG und von ihnen propagierte RFID-Chips sorgte für einen der ersten großen Erfolge von Digitalcourage, damals noch FoeBuD genannt. Der Spiegel beschrieb unsere Aktion mit den Worten: „Es ist ein ungleicher Kampf – eine Handvoll ehrenamtlich arbeitender Enthusiasten des FoeBuD gegen milliardenschwere Konzerne – doch er zeigt Wirkung.“ 

Problematisch war unter anderem, dass Metro ohne Aufklärung der Kunden RFID-Chips in Kundenkarten verbaute. Somit waren Kund.innen jederzeit identifizierbar. Noch nicht einmal die „Deaktivatoren“, die Metro anbot, um die RFID-Chips zu deaktivieren, funktionierten richtig. Das Ergebnis war: Metro zog die Kundenkarten mit RFID-Chips dank unserer Proteste zurück und trug sowohl einen Image- als auch einen Geldschaden davon. 2007 schrieben wir ein ausführliches Update über den ganzen Prozess und die dreisten Lügen und Täuschungsversuche der Metro AG, das immer noch sehr lesenswert ist. 

Gesichtserkennungssoftware in Real-Märkten:

2017 legten wir uns ein weiteres Mal mit der Metro AG an, dieses Mal konkret mit Real. Diese nutzten Gesichtserkennungssoftware, um Kundinnen und Kunden eine auf Personengruppen zugeschnittene Werbung zu zeigen. Wir klärten die Bevölkerung darüber auf und stellten eine Strafanzeige. Bereits eine Woche später beendete Real das Projekt. Wieder einmal zeigte sich, dass auch wenige Leute viel bewirken können. Daraufhin haben wir die Strafanzeige nicht weiter verfolgt.

Auch wenn sie inzwischen alltäglicher geworden sind: Nach wie vor erzeugen RFID-Chips Gefahren für die Privatsphäre. Maßnahmen zu Ihrem Schutz und für den richtigen Umgang mit den Chips finden Sie auf unserer Website.

Zu Preisträger
Jahr

Über die BigBrotherAwards

Spannend, unterhaltsam und gut verständlich wird dieser Datenschutz-Negativpreis an Firmen, Organisationen und Politiker.innen verliehen. Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

Ausgerichtet von (unter anderem):

BigBrother Awards International (Logo)

BigBrotherAwards International

Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.