14.12.2020 – Update zum BBA 2020

Frau Eisenmann will Microsoft an Schulen in BaWü einführen

Nach der Verleihung des BBAs an Susanne Eisenmann, Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg, stellte sie unsere Anschuldigungen Microsoft 365 an Schulen einzuführen als unbegründet und falsch dar. Wenige Wochen später, wurden ihre Absichten im Bildungsausschuss des Ministeriums offiziell entlarvt – heftige Proteste folgten und sind in vollem Gange.

„Der BigBrotherAward 2020 in der Kategorie „Digitalisierung“ geht an Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg (und Spitzenkandidatin der CDU zur Landtagswahl 2021), weil sie wesentliche Dienste der Digitalen Bildungsplattform des Landes von Microsoft betreiben lassen will. Damit liefert sie die Daten und E-Mails von allen Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern Baden-Württembergs an das US-Unternehmen und die US-Geheimdienste aus.“ (Laudatio).

Microsoft erhielt in der Vergangenheit bereits zwei BigBrotherAwards. Den ersten 2002 für ihr Lebenswerk. Den zweiten 2018 für die Übermittlung von Telemetriedaten durch Windows 10. Der Datenhunger Microsofts wächst weiter und weiter. Nun wird er auf Schulen gerichtet.

In der geplanten Version „A3“ von Microsoft 365 sind Schreib- und Tabellensoftware, Dateiablage, Videokonferenzen, Mailserver und weitere Services enthalten. Wollen wir, dass sensible Daten über einzelne Kinder durch Schulkonferenz-Protokolle, Excel-Tabellen oder E-Mails zwischen Lehrkräften, in den USA gespeichert werden und noch in Jahrzehnten auslesbar sind? Von uns gibt es dazu ein klares „Nein“! (Im Artikel Finger weg von Microsoft 365 in Schulen! schlüsseln wir die Probleme, die die Nutzung Microsofts mit sich bringt, noch einmal ausführlicher auf.)

Reaktion auf den BigBrotherAward 

Das Kultusministerium reagierte auf den BigBrotherAward (BBA) mit der Haltung, die wir Frau Eisenmann bereits in unserer Laudatio vorwerfen: Sie macht das Anliegen lächerlich, indem Sie sich „amüsiert“ zeigt. Danach entkräftet sie ein Argument, das wir nie gemacht hatten (Strohmann-Argument). Auf unsere vielen mit Quellen belegten Kritikpunkte (siehe Laudatio) geht sie dagegen nicht ein und behauptet immer wieder: Das Ministerium habe sich doch noch gar nicht auf Microsoft 365 festgelegt und Digitalcourage habe halt schlecht recherchiert. (Mehr dazu in unserem Blogartikel)

Dennoch wurden ihre Absichten entlarvt. Am 24.09.2020 wurde im Bildungsausschuss des Ministeriums aus unserer BigBrotherAward-Laudatio zitiert. Trotz weiterer Versuche des Rausredens stand am Ende der Sitzung und nach diffusen und verschachtelten Antworten fest:

- Das Kultusministerium hat sich auf Microsoft festgelegt, da das Unternehmen z.B. günstige Angebote macht und eine Komplettlösung liefert.
- Schulen sollen sich nun auf Microsoft vorbereiten und organisatorische Voraussetzungen für die Installation schaffen.

Wie geht es weiter? 

Eltern, Lehrkräfte und Datenschutzexpert.innen haben das falsche Spiel längst durchblickt und machen ihrem Unmut seit Wochen und Monaten verstärkt Luft. Auch wenn sich Frau Eisenmann an ihre Microsoft-Pläne klammert, heißt dies also bei weitem nicht, dass sie damit auch durchkommt. Im Blogartikel Breiter Protest gegen Microsoft 365 in Baden-Württembergs Schulen können Sie nachlesen, welche Proteste aktuell laufen. So schnell geben wir die Daten der Lehrkräfte, Eltern und Kinder in Baden-Württemberg nicht auf!

Außerdem haben wir ein „Bildungspaket“ geschnürt, dass Schulen dabei hilft sich selbst digitale Kompetenzen anzueignen und zu vermitteln – und das nicht nur in Baden-Württemberg!

Jahr

Über die BigBrotherAwards

Spannend, unterhaltsam und gut verständlich wird dieser Datenschutz-Negativpreis an Firmen, Organisationen und Politiker.innen verliehen. Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

Ausgerichtet von (unter anderem):

BigBrother Awards International (Logo)

BigBrotherAwards International

Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.