„Datenreichtum“
Der BigBrotherAward 2016 in der Kategorie Neusprech geht an das Wort „Datenreichtum“.
Das Konzept der Datensparsamkeit wird schon lange von Datenschützern propagiert, denn Daten, die gar nicht erst anfallen, sind natürlich am besten geschützt. So war es dann auch nur eine Frage der Zeit, dass aus Datensparsamkeit das Gegenteil abgeleitet wurde – das Antonym, wie es in der Linguistik genannt wird, nämlich Datenreichtum. Geburtshilfe leistete wahrscheinlich Big Data, für das eine deutsche Übersetzung zuvor fehlte. Das deutsche Pendant klingt zudem sehr positiv, denn wer ist nicht gern reich? Und Daten gelten inzwischen ja auch als Rohstoff für die „Digitalwirtschaft“. Dass es sich dabei um eine wirtschaftliche Tätigkeit auf Kosten der Privatsphäre handelt, wird gern ausgeblendet. Vor solchen zweifelhaften Geschäftsmodellen ist vielleicht besser gewarnt, wenn von Datenverfettung gesprochen würde.
Begriffsgeschichtliche Anmerkungen von Digitalcourage
Als Gegenentwurf zur Datensparsamkeit wurde „Datenreichtum“ von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ins Spiel gebracht, der sich auch für Datenautobahnen zuständig fühlt. In einer Rede auf dem vom Branchenverband Bitkom organisierten nationalen IT-Gipfel am 19. November 2015 verlangte er, dass wir bis zum Jahr 2020 „diesen durchaus falschen Über-Grundsatz der Datensparsamkeit endlich überwunden haben und von Datenreichtum reden“ sollten. In einem Blog des Unternehmensberaternetzwerks KPMG wurde das freudig zusammengefasst in der Forderung: „Die Datensparsamkeit muss enden.“
Laudator.in
https://blog.kpmg.de/consulting/it-gipfel-neues-digitales-selbstbewusstsein/ [Content no longer available]
faz.net: „Wer sich am wachsenden Datenreichtum labt“ von Constanze Kurz (Web-Archive-Link)