Tesla profitiert von unterfinanzierten Datenschutzbehörden
Die hohe Aufmerksamkeit, die Tesla-Fahrzeuge bei Fans und Automagazinen genießen, schlug sich auch in Thilo Weicherts Terminkalender nieder: Zahlreiche Interview-Anfragen hat er in den Tagen nach der BBA-Gala abgearbeitet.
Hohe Aufmerksamkeit war ihm gewiss, nicht zuletzt weil eine Berichterstattung in der ARD-Sendung Kontraste direkt vor den BigBrotherAwards bewiesen hatte, dass Teslas Daten unter bestimmten Bedingungen auch in die USA funken und sie nicht, wie oft behauptet, im Auto verbleiben. Gegenüber der Kontraste-Redaktion sagte Elon Musk im Interview wörtlich „Nein, die streamen nicht, das ist nicht wahr.“ Kurz danach antwortete die Firma Tesla schriftlich an die ARD: „Die übertragenen Daten könnten dem Fahrzeug nicht mehr zugeordnet werden.“ Damit gaben sie indirekt zu, dass es übertragene Daten gibt. Aufgrund der Verschlüsselung konnte das Kontraste-Team aber nicht sagen, um welche Daten es sich handelt.
„Die Verwirrung ist gut für Tesla“, kommentiert Thilo Weichert dieses Hin und Her. „Und sie trifft auf unterfinanzierte und überforderte Datenschutzbehörden, wie ja auch im Kontraste-Bericht gesagt wurde. Das macht mir ernsthaft Sorgen.“
Ein Mitarbeiter von Tesla hatte kurz vor der Gala im Digitalcourage-Büro angerufen und sprach mit padeluun. „Er hat aber nur gesagt, dass der Termin für sie zu kurzfristig sei, um zu kommen. Ich habe dann geantwortet, wer in Nullkommanix in Brandenburg eine Giga-Factory aus dem Boden stampft, sollte es auch schaffen können, kurzfristig nach Bielefeld anzureisen. Aber das hat ihn nicht überzeugt“, lacht padeluun.
Thilo Weichert hat nach dem BBA noch ein ausführliches Gutachten zu Tesla verfasst und kommt zu dem Schluss: „Politiker, Datenschutzbehörden, Verbraucherschützer und die ganze Gesellschaft sind gefordert zu verhindern, dass sich bei der Verarbeitung von Straßenverkehrsdaten die Wildwest-Methoden etablieren, die wir jetzt schon aus der Internetdatenverarbeitung kennen. Tesla als Vorreiter bei der Auto-Digitalisierung muss deshalb besonders in den Blick genommen werden. Nötig ist aber zudem, sämtliche Digital-Autos auf den datenschutzrechtlichen Prüfstand zu stellen.“
Dieses Gutachten (37 Seiten) ist beim Netzwerk Datenschutzexpertise abrufbar – verlinkt über die Jahrbuch-Webseite.