Verbraucherschutz (2019)

ZEIT Online

Der Online-Auftritt der „Zeit“ erhält den BigBrotherAward 2019 in der Kategorie Verbraucherschutz: Erstens für Werbetracker und den Facebook-Pixel. Zweitens für die Nutzung von Google-Diensten beim Projekt „Deutschland spricht“. Damit werden politische Ansichten von Menschen auf Servern in den USA gespeichert. Drittens dafür, dass sie sich das Nachfolgeprojekt von „Deutschland spricht“ von Google haben finanzieren lassen. Dieser faustische Pakt mit einer der größten Datenkraken beschädigt die journalistische Unabhängigkeit.
Laudator.in:
padeluun am Redner.innenpult der BigBrotherAwards 2021.
padeluun, Digitalcourage
Collage: Auf der linken Seite padeluun am Redner.innenpult der BBAs 2019. Auf der rechten Seite ein Zitat aus seiner Laudatio.

Der BigBrotherAward 2019 in der Kategorie Verbraucherschutz geht an ZEIT ONLINE, vertreten durch deren Chefredakteur und Mitglied der Chefredaktion der Zeit, Jochen Wegner, dafür, dass sie

1.) auf ihren Websites zeit.de und mycountrytalks.org zum Teil in großem Stil Werbetracker, wie auch das Facebook-Pixel einsetzen,

2.) dafür, dass sie 2017 bei ihrem Projekt „Deutschland spricht“ alle personenbeziehbaren Daten inklusiv der politischen Meinung auf den Rechnern von Google abgespeichert und verarbeitet haben und

3.) dass sie sich für das Nachfolgeprojekt „My Country Talks“ nicht nur von dem nimmersatten Werbeunternehmen mit Weltmachtsanspruch Google bei ihrem Projekt sponsern lassen, sondern dass sie zusätzlich Trackingtools eingebunden haben, mit denen Informationen an Dritte weiter gegeben werden können.

Vorbemerkung:

Dies ist das erste Mal, dass ich einen BigBrotherAward an jemanden gebe, mit dem Rena Tangens und ich seit vielen Jahren befreundet sind. Freunde zu kritisieren ist besonders schwer. Deshalb halte ich diese Laudatio in Form eines persönlich gehaltenen offenen Briefes.

Und ich möchte noch eine Vorbemerkung anschließen. Wir schätzen sowohl „Die Zeit“, als auch „ZEIT ONLINE“. Wir schätzen auch das Projekt „Deutschland spricht“, das jetzt internationaler „My Country Talks“ heißt. Wir wissen, dass dieser BigBrotherAward mindestens drei Viertel aller Medienhäuser in Deutschland betrifft, die hier eigentlich ebenfalls stehen müssten, um den BigBrotherAward entgegen zu nehmen. Wie so oft ist auch dieser BigBrotherAward dafür gedacht, dass sich etwas verbessert – und zwar bei Medien, aber auch bei Organisationen, Firmen und Regierungsstellen.

Lieber Jochen,

Du hast mich immer gerne scherzhaft „langhaariger Bombenleger“ genannt – und in einem Artikel, den Du im Mai 1995 über uns – damals hießen wir noch FoeBuD – in der taz geschrieben hast, gleichzeitig unsere sauberen Büros und unsere zielstrebige Zuverlässigkeit beeindruckt herausgestellt.

Als wir 1998 auf Inline-Skates von Bielefeld nach Bonn geskatet waren, um einen Preis namens „Sinnformation“ abzuholen, haben wir in Deinem Wohnzimmer übernachtet.

Es ist 2017. Das Jahr eines Bundestags-Wahlkampfs. Ihr plantet ein Projekt, das Euch viel Wertschätzung und Ehre einbringt. Es heißt „Deutschland spricht“. Menschen mit möglichst gegensätzlichen Meinungen sollen privat und persönlich, von Angesicht zu Angesicht miteinander ins Gespräch kommen. Auf einer Website konnten sich interessierte Menschen bewerben. 28.000 Menschen haben dort einen Fragebogen mit neun Fragen ausgefüllt, der politische Standpunkte abfragte. Dann wurden jeweils zwei Menschen mit möglichst gegensätzlicher Meinung und die nicht allzu weit auseinander wohnen, miteinander in Kontakt gebracht, damit sie ein Gespräch auf neutralem Boden führen können. Einige dieser Termine habt Ihr begleitet und darüber berichtet. Du, Jochen, Chefredakteur und Miterfinder des Projekts, hast selber mitgemacht. Dein Artikel über Dein Treffen mit Deinem „Nachbarn Mirko“ ist ein großartiges Stück Journalismus.

Das Projekt „Deutschland spricht“ selbst, wurde – völlig zurecht – mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet.

Eine Sache aber war echt blöd: Wie immer musste es schnell gehen, und es durfte halt nichts kosten. Also habt Ihr sämtliche Daten Eurer Teilnehmer mit allen politischen Meinungen in den Cloudtools der Google Office-Suite gespeichert und verarbeitet. Mitarbeitende der Zeit, unter anderem Du, erzählten uns, dass Ihr diese Tools (bei Whistleblowern werden sich jetzt die Nackenhaare hochstellen) für weite Teile der vernetzen Redaktionsarbeit verwendet.

Es ist so verführerisch für Unternehmer: Ich kann diesen professionellen Cloud-Dienst, mit dem ich die Daten meiner Kundinnen und Kunden, meine Mails und Terminkalender verarbeite, ganz einfach bestellen. Damit es datenschutzkonform aussieht, muss man eine lange Vereinbarung unterzeichnen. Während einen oben in der Browserzeile ein freundlich gehaltenes „google.com“ anlächelt, klickt man „Zustimmen“ an und schließt einen Vertrag mit einer Google-Firma ab, die von sich behauptet, in Irland angesiedelt zu sein.

Ich habe mal nachgeguckt. Die Infos, aus denen ich schließen kann, wo diese Clouddienste angesiedelt sind, weisen nach Mountain View, Kalifornien, und werden von der „Google LLC“ betrieben.

Was ist denn so schlimm daran sei, dass redaktionelle Inhalte und politische Meinungen von Personen auf den Rechnern eines Großkonzerns, der ein Weltmonopol anstrebt, verarbeitet werden? Denn immerhin habt Ihr doch einen Vertrag untereinander, wo doch drinsteht, dass die Daten ganz ganz sicher sind und da gibt’s ja auch das EU-US-Privacy-Shield-Abkommen.

Doch Privacy Shield ist Augenwischerei. Das kann ich in 40 Treffern auf ZEIT ONLINE nachlesen. In 160 weiteren Treffen lese ich auf den Webseiten von ZEIT ONLINE, dass es da FISA1 gibt. Das heißt „Foreign Intelligence Surveillance Act“ (auf deutsch: Gesetz zur Überwachung in der Auslandsaufklärung). Demnach dürfen die US-Geheimdienste bei allen US-Firmen ungehindert auf die Daten von Nicht-US-Bürgern zugreifen, wann immer sie wollen – egal, wo der Server steht. Und wie wir durch Edward Snowden gelernt haben, hatten die US-amerikanischen Behörden eine Standleitung zu Google.

Wäre es da nicht etwas blauäugig anzuzunehmen, dass Eure Daten, die Daten der Mitmacherinnen bei „Deutschland spricht“ und die Eurer Informantinnen und so weiter nicht längst in den Rechnern der NSA schlummern?

Dabei müsstet Ihr Bescheid wissen. Schließlich finde ich 1.600 mal den Namen „Edward Snowden“ bei Euch auf der Website. Ihr habt grandiose Artikel zur Causa Snowden veröffentlicht, hervorragende Analysen, FAQs und Kommentare. Alles verdrängt? Alles nicht so schlimm?

Achja, Wenn ich es richtig gesehen habe, werden die Webseiten von Zeit-Online über ein sogenanntes Content Delivery Network namens Fastly ausgeliefert. Die von mir getesteten IP-Nummern weisen nach Paris, aber Fastly ist eine US-amerikanische Firma, die in San Francisco, Kalifornien, angesiedelt ist. Und wie gesagt : FISA – der Foreign Intelligence Surveillance Act – gilt auch dann, wenn die Server US-amerikanischer Firmen in Europa stehen. Dieses Gesetz bricht im Zweifelsfall jede Vereinbarung, die Ihr mit einer Firma habt.

Zurück zu „Deutschland spricht“. Dafür haben Euch aufmerksame Leserinnen und Leser bereits 2017 für einen BigBrotherAward nominiert. Wir hatten Euch sehr früh Bescheid gesagt, dass das, was Ihr da auf Google-Strukturen treibt, überhaupt nicht geht. Und nun habt Ihr das Projekt weiterentwickelt. Es heißt jetzt „My Country Talks“. Ihr habt eine Software programmieren lassen, – und Ihr habt Partner in fünfzig Ländern, die das auch nutzen. Und überall in diesen Ländern helft Ihr, dass Menschen zusammenkommen kommen und miteinander reden. (Ich betone es nochmal: Das Projekt ist toll, und macht das bitte unbedingt weiter!)

Die schnelle Projektumsetzung 2017 war halt so nach dem Motto „Digitalisierung first, Bedenken second“ vor sich gegangen. Die neue Software wird nun nicht mehr bei Google in den USA gehostet, sondern in Frankfurt.

In der Amazon Cloud.

Ich kann von außen natürlich nicht in die Software Eurer Dienstleistungsfirma reingucken; und Du hattest mir im Privatgespräch versichert, dass keine Daten mehr bei Google verarbeitet werden. Und ich habe mir natürlich die Datenschutzerklärung angeschaut, die identisch mit der Datenschutzerklärung von ZEIT ONLINE ist.

Ich habe sie mir sogar ausgedruckt. Es sind neunundsiebzig (79) Seiten. Einige der Inhalte musste sogar ich mir mittels des Blogs des IT-Security-Spezialisten Mike Kuketz erst mal übersetzen lassen:

Ihr nutzt Trackingtechniken von DoubleClick und erklärt gleich mal in der Datenschutzerklärung, dass Ihr auch nicht genau wisst, was Google mit den erfassten Daten macht. Und da ist der „DoubleClick Bid Manager“ – das ist doch jetzt die „Google Marketing Plattform“, wo alles noch besser miteinander verzahnt ist und Google Analytics (das erwähnt Ihr zwei Seiten weiter) noch tiefer eingewoben ist. Und man kann sich mit einem Facebook-Login bei Euch einloggen. Und da ist auch das Facebook-Pixel: Ihr verratet Facebook, wer Eure Leserinnen und Leser sind. Und zwar alle! Auch, die, die bewusst keinen Account bei den Datenverbrechern von Facebook haben. Und was Facebook mit den Daten macht – das wisst Ihr auch nicht, schreibt Ihr in den Datenschutzinformationen. Das ist wenigstens ehrlich, bedeutet aber juristisch auch, dass Ihr das gar nicht nutzen dürft. Zumindest soweit ich die Datenschutzgrundverordnung verstanden habe. Und noch mehr Google, Facebook, Google, Facebook, Google, Google. AdSense, AdWords, Google Publisher Tags, Tag Manager (da kann man täglich andere Tracker drin aktivieren!) und und und – oh, die Google-Fonts – das sind die Schriften, die von Google nachgeladen werden – werden gar nicht erwähnt! Ca. 30 Tracker und Dienste stehen in Eurer Datenschutzerklärung; etwa 140 unterschiedliche Ziele rufe ich auf, wenn ich bei ZEIT ONLINE vorbeisurfe. Sie, verehrtes Publikum, können es selbst mal ausprobieren mit den einfach zu bedienenden Tools namens Webkoll2 und PrivacyScore3.) Übrigens: Auch, wenn die Datenschutzerklärung von MyCountryTalks (die Ihr einfach nur kopiert habt) behauptet, wahnsinnig viele Tracker und Drittwebsites aufzurufen: Es sind in Wirklichkeit „nur“ sehr wenige. Allerdings mit die Schlimmsten. DoubleClick, Google Analytics, Google Fonts und der Google Tag Manager zum Beispiel.

Ich wünsche mir mal eine Gesamtausgabe der Zeit, die alle Tracker erklärt und mal so richtig aufbereitet (mit Grafiken und Datenjournalismus genial erklärt), was da wann wohin fließt und was für ein Leser.innenverfolgungssystem Ihr da aufgebaut habt. Und wo nicht immer wieder nur „Marketing und Optimierungszwecke“ angegeben sind, so als ginge es nicht knallhart darum, Kohle zu machen.

A propos Kohle.

Wie ich schon mehrmals sagte: Auch andere Redaktionen und Verlage arbeiten so wie Ihr. Drei Viertel aller Nachrichtenseiten nutzen Tracker, wie ein Beitrag im Blog rufposten.de4 sehr klar darstellt. Überall gibt es verzweifelte Journalisten, die gerne anders Geld verdienen würden, als damit, dass ihrem Verlag nicht anderes einfällt, als Leserinnen zu ‚verdaten und verkaufen‘. Und die großen Jungs in den Verlagen und Redaktionen gucken dann immer so ein bisschen herunter auf uns „langhaarige Bombenleger“, die idealistisch sind, die einfach nicht verstanden haben, dass man Geld verdienen muss in dieser Welt und Bedenken eben second sind. Und ich höre immer wieder „das tun doch alle“. Das fühlt sich manchmal durchaus ein bisschen arrogant an …

Wie sage ich es jetzt, ohne meinerseits arrogant zu klingen: „Das tun doch alle“, ist sicherlich kein guter Satz, um zu erklären, warum man Ethik und Moral außer acht lässt. Und wir kennen uns mit dieser Herausforderung durchaus aus: Auch wir Idealisten müssen Geld einnehmen, damit wir das ganze Jahr arbeiten und auch, um zum Beispiel die BigBrotherAwards finanzieren können.

Dafür verkaufen wir auch so etwas wie Abos (Fördermitgliedschaften) und Einzelexemplare (Spenden). Auch Digitalcourage bezahlt jeden Monat Gehälter. Aber wir nutzen keine Software von Google. Unsere Mitgliederverwaltung kippen wir nicht in die Cloud. Wir denken ERST darüber nach, wie wir diejenigen schützen, die uns ihre Daten anvertrauen. Wir suchen sorgfältig nach freier Software, bauen Netzwerke, damit diese weiterentwickelt und für den deutschen Raum angepasst werden kann. Hey, hier gäbe es unglaubliche Möglichkeiten für Startups, Märkte, technische Innovation, bessere Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze, die Spaß machen. Jetzt fehlt eigentlich, dass Ihr (und all die Verlage, Organisationen, Behörden, die jetzt mitgemeint sind) da mitmacht, statt Geld und Seelen über den großen Teich zu werfen und unsere freie Zukunft jenseits des Überwachungskapitalismus für ein, zwei Linsengerichte zu verkaufen.

Google ist aber einer der gierigsten Konzerne, der ein Datenmonopol anstrebt, und sich überall breit macht mit freundlichen bunten Lettern, Kicker in seine Firmenräume stellt, wo die Mitarbeiter der EU-Parlamentarier gern zum Feierabend auf ‘ne Mate vorbeikommen und chillen, der kleine Wettbewerbe für Webdesigner ausschreibt, eine Konferenz hier und zwei Lehrstühle dort mitfinanziert, der (wie Facebook auch) Reisen ins „Valley“ für Journalisten sponsert und Seminare und komplette Journalismus-Stipendien vergibt. Sprich: Google, Facebook und Co betreiben „Landschaftspflege“ wie aus dem Lehrbuch der Lobbyarbeit. Was kann es da besseres geben, als mal der ZEIT ONLINE eine Software für ein freundliches, verbindendes Projekt zu finanzieren ?

Und während wir „langhaarigen Bombenleger“ vor der Datenkrake Google warnen, sieht Google für Menschen, die sich für ganz normal halten, ganz normal aus. Sie nehmen Googles Webtools, bauen sie in ihre kleinen Projekte ein, sammeln Daten für Google (meist ohne es zu merken). Redakteure kommen auf die Idee, die Google Suite für Redaktionsarbeit zu nehmen, ohne dass das innere Kontrollorgan, das jede Journalistin und jeder Journalist haben muss, anschlägt. So erodiert sie weg, die Seele.

Der Journalist Alexander Fanta hat in einem Netzpolitik.org-Kommentar5 beschrieben, wie sehr er sich schämt, seine beiden Journalismus-Stipendien von Google finanziert bekommen zu haben und warum er das heute nicht mehr machen würde.6 2018 hat er zusammen mit Ingo Dachwitz eine Recherche7 nachgelegt, wieviel Geld Google in Medienprojekte steckt.

Fast alle nehmen Geld: Die FAZ erhielt 500.000, Spiegel 700.000, die taz 109.000, die Funke Mediengruppe 500.000, die Wirtschaftwoche 600.000, der Berliner Tagesspiegel ist mit mehreren 100.000 Euro dabei, die Rheinische Post erhielt 300.000. „Tatsächlich“, schreiben Alexander Fanta und Ingo Dachwitz, „ist es einfacher aufzuzählen, welche großen Verlage sich bisher nicht fördern ließen: Auffällig ist das Fehlen der Namen Axel Springer, Hubert Burda und Süddeutsche Zeitung.“

Ich musste da an ein Bild denken, das mir 2013 einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Deutsche Chefredakteur reisen gemeinsam ins Silicon Valley. Sie besuchen all die netten Datenkraken, machen hier ein Foto am Konferenztisch, da im Besucherraum. Aber eines der Bilder ist extrem instinktlos: Die Gruppe der Chefredakteure präsentiert sich vor den Facebook-Bannern im Facebook Hauptquartier. Das war so ein Statement für „Bedenken garnicht“. Natürlich ist es sinnvoll, dass Chefredakteure sich über diese neuen digitalen Medien informieren und selbst ein Bild machen. Aber man stellt sich nicht vor die Banner der Feinde, die Euch Eure Arbeit und Werbegelder stehlen, und macht ein PR-Foto! .

Da passt es in die Geschichte der Korrumpierung, dass jüngst ein Vorstandmitglied des Deutschen Journalistenverbands (DJV) folgendes Statement veröffentlichte - „Her mit der Kohle“ steht in der Überschrift und ich zitiere wörtlich:

„Facebook finanziert der Hamburger Media School ein ‚Digital Journalism Fellowship‘, inklusive Klassenfahrt in die USA. Wer jetzt die große Einmischung erwartet, hat zwei grundlegende Sachen nicht verstanden. Erstens finanzieren Facebook, Google und Co schon lange den Journalismus über konkrete Weiterbildungsangebote – bei der Hamburger Media School, aber auch hier im DJV. Zweitens haben erfahrene Journalisten in der Regel genug Medienkompetenz, um genau zu wissen, worauf sie sich einlassen.“

Dieser Artikel lässt genau daran Zweifel aufkommen.

Deshalb, lieber Jochen, wünsche ich mir: Kehr um vom Weg, den Überwachungskapitalismus voranzutreiben und die Daten Eurer Leserinnen und Leser als Preis für Eure journalistische Arbeit zu verschachern. Gebt Google das Geld wieder zurück. Sucht hartnäckig weiter nach Möglichkeiten, Journalismus ehrenvoll und in Würde zu betreiben und zu finanzieren. Verlange das auch von Deinen Herausgebern und Verlegern! Das wäre wahre Innovation.

Wenn dieser Wunsch in Erfüllung ginge, wenn dazu dieser BigBrotherAward beitragen kann, dann sage ich gerne und aus vollem Herzen:

Herzlichen Glückwunsch, liebe ZEIT online, lieber Jochen, zum BigBrotherAward 2019 in der Kategorie Verbraucherschutz.


Nachtrag: Jochen Wegner hat unter großem respektvollem Applaus den BigBrotherAward für ZEIT ONLINE persönlich entgegengenommen. Wir haben tatsächlich nur das öffentlich einsehbare Frontend von mycountrytalks.org untersucht (bei dem mittlerweile alle Tracker abgeschaltet sind). ZEIT ONLINE beteuert in ihrem Blog Glashaus, dass sie unsere früher schon geäußerte Kritik gehört hatten und die neu programmierte Anwendung, die als Snippets in den Websites der Partnermedien eingebunden wird, extrem datensparsam arbeitet. Seine Erläuterungen klingen plausibel. Wir werden das im weiteren Dialog mit ZEIT ONLINE weiter beobachten. Besonders die Einbindung der Snippets auf den trackingverseuchten Websites der Partnermedien dürfte eine Herausforderung sein. Am Wesenskern meiner Laudatio ändert sich nichts. // padeluun, 9.6.2019

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Updates zu diesem Preisträger

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padeluun am Redner.innenpult der BigBrotherAwards 2021.
padeluun, Digitalcourage
Quellen:

1 Das FAQ der Zeit zu Edward Snowden, Prism, FISA etc. (Web-Archive-Link)

2 Webkoll-Tool

3 PrivacyScore-Tool

4 rufposten.de: Facebook trackt Nutzer auf drei Viertel aller deutschen Nachrichtenseiten (Web-Archive-Link)

5 netzpolitik.org: Ich nahm das Google-Geld. Warum ich es heute nicht mehr machen würde. (Web-Archive-Link)

6 Kommentar Alexander Fanta: https://netzpolitik.org/2018/datenanalyse-googles-geld-und-die-medien-in-europa/ (Web-Archive-Link)

7 https://netzpolitik.org/2018/news-initiative-wohin-googles-millionen-fuer-die-medien-in-deutschland-fliessen/ (Web-Archive-Link)


Über die BigBrotherAwards

Spannend, unterhaltsam und gut verständlich wird dieser Datenschutz-Negativpreis an Firmen, Organisationen und Politiker.innen verliehen. Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

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Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.