Gespeichert von Theresa Kruse am
BigBrotherAwards 2007
Wolfgang Schäuble erhielt 2007 keinen Preis. Schließlich ist er nicht allein für die Stasi 2.0 verantwortlich und soll durch den Award nicht noch bestätigt werden. Auszeichnungen erhielten hingegen die Deutsche Bahn AG sowie zwei Bundesminister.innen und die Generalbundesanwältin.
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Die Jury 2007
Rena Tangens, padeluun FoeBud e.V., Karin Schuler Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V., Frank Rosengart Chaos Computer Club e.V., Alvar C. H. Freude Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft e.V., Werner Hülsmann Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V., Dr. Fredrik Roggan Humanistische Union e.V., Dr. Rolf Gössner Internationale Liga für Menschenrechte
Aktuelles
- Die BigBrotherAwards 2021 am Freitag, 11. Juni 2021, 18:00 Uhr im Stream: Live aus der Hechelei Bielefeld!
Die Preisträger 2007
Arbeitswelt: Novartis
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Arbeitswelt“ geht an die Novartis Pharma GmbH für die Bespitzelung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die damit verbundene Verletzung grundlegender Persönlichkeitsrechte.
Regional: Behörde für Bildung und Sport
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Regional“ geht an die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg, vertreten durch Alexandra Dinges-Dierig, Senatorin für Bildung und Sport, für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters mit dem (Neben-) Zweck, ausländische Familien ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren.
Wirtschaft: Deutsche Bahn
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Wirtschaft“ geht an die Deutsche Bahn AG, da sie systematisch anonymes Reisen mit den Mitteln des faktischen Zwangs unmöglich macht: Auflösen von Fahrkartenschaltern, Automaten ohne Bargeldannahme, personalisierter Kauf im Internet, Abfrage des Geburtsdatums und Zwangsabgabe eines Bildes bei Bahncards, flächendeckende Videoüberwachung und ein RFID-Chip in der Bahncard 100 ohne Kunden zu informieren u.v.m.
Verbraucherschutz: Hotelketten
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Verbraucherschutz“ geht an die internationalen Hotelketten in Deutschland – Marriott, Hyatt und Intercontinental (stellvertretend für viele weitere) – für die Erfassung und zentrale Speicherung äußerst persönlicher Daten ihrer Gäste ohne deren Wissen. Dazu gehören Trink- und Essgewohnheiten, Pay-TV-Nutzung, Allergien, alle privaten und beruflichen Kontaktadressen, Kreditkartendaten, Sonderwünsche und Beschwerden – alles wird festgehalten.
Technik: PTV
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Technik“ geht an PTV Planung Transport Verkehr AG für ihr System zur individuellen Berechnung der Kfz-Versicherung mittels eines so genannten „Pay as you drive“-Systems, also einem Gerät, das Fahrtroute und Fahrverhalten aufzeichnet und an die Versicherung meldet.
Politik: Peer Steinbrück
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Politik“ geht an den Bundesminister der Finanzen, Herrn Peer Steinbrück, für die Einführung einer lebenslangen Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) für alle Einwohnerinnen und Einwohner der Bundesrepublik Deutschland.
Kommunikation: Brigitte Zypries
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Kommunikation“ geht an Bundesjustizministerin Brigitte Zypries für den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung. Mit diesem Gesetzentwurf soll in Deutschland die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Verbindungsdaten eingeführt werden. Die Justizministerin ignoriert damit bewusst die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das bereits 1983 im Volkszählungsurteil festgelegt hatte, dass die Sammlung von nicht anonymisierten Daten zu unbestimmten oder noch nicht bestimmbaren Zwecken mit dem Grundgesetz unvereinbar ist.
Außer Konkurrenz: Wolfgang Schäuble
Nicht-Preisträger des Jahres 2007: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
Behörden & Verwaltung: Monika Harms
Der BigBrotherAward 2007 in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ geht an die Generalbundesanwältin Monika Harms. Sie erhält den BigBrotherAward für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels im Mai dieses Jahres, insbesondere für die systematischen Briefkontrollen in Hamburg und die Anordnung, bei Gipfelgegnern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren.
Tadelnde Erwähnungen 2007
Mit mehr als 500 Nominierungen hat die BigBrotherAward-Jury in diesem Jahr Rekordarbeit geleistet – Data Mining für Datenschutz und Bürgerrechte sozusagen. Umso wichtiger ist deshalb der Hinweis, daß es auch „unterhalb“ der Preisträger viele Fälle von Rechtsbruch, Datengier, aber auch Dreistigkeit und Sorglosigkeit gibt. Um diese nicht ungeschoren davonkommen zu lassen, stellen wir Ihnen kurz einige der „unglücklichen Verlierer“ vor, die es nicht ganz auf das „Schandtreppchen“ geschafft haben.
Trends
Die BigBrotherAwards beziehen sich auf Einzelfälle – aber oft lassen sich Gemeinsamkeiten und Themen erkennen. Die Jury hat sich gefragt, welche Themen aktuell besonders „im Kommen“ sind. Hier ist ein Thema, bei dem wir genau das befürchten.
Publikumspreis 2007
Gespeichert von Leena Simon am
Zum zweiten Mal konnte das Publikum bei den BigBrotherAwards entscheiden, welcher der Preisträgerinnen und Preisträger den Publikumspreis erhalten soll.
Über die BigBrotherAwards
Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt. Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.
In Deutschland werden sie organisiert und ausgerichtet von ► Digitalcourage, Mitveranstalter sind unter anderem die DVD, ILMR und der CCC.