Deutsche Post DHL Group

Die Deutsche Post DHL Group erhält den BigBrotherAward 2023 in der Kategorie Verbraucherschutz für praktizierten Digitalzwang. Sie will die Kund.innen durch die Umstellung (der Funktionsweise) ihrer Packstationen dazu zwingen, ein Smartphone und ihre Post & DHL-App zu nutzen. Die Post & DHL-App sendet ungefragt Daten an Tracking-Firmen. Dieser Digitalzwang gehört besonders gerügt, denn hier schließt ein ehemaliges Staatsunternehmen Bürgerinnen und Bürger von einer wichtigen Grundversorgung aus.
Laudator.in:
Rena Tangens am Redner.innenpult der BigBrotherAwards 2021.
Rena Tangens, Digitalcourage

Lieber Preisträger,

„Leider haben wir Sie nicht angetroffen.“
Deshalb gibt es jetzt eine öffentliche Zustellung:

Der BigBrotherAward in der Kategorie Verbraucherschutz geht an die Deutsche Post DHL Group,

  1. weil sie die Technik ihrer Packstationen so umgestellt haben, dass man dort kein Paket mehr abholen kann ohne Smartphone und die Nutzung der Post & DHL App.

  2. weil die Post & DHL App sofort nach dem Start ungefragt munter Daten an Trackingfirmen sendet. Das ist illegal.

  3. für den Versuch, sich den Pflichten der Grundversorgung bei der Briefzustellung zu entziehen, u.a. durch den Plan, Postfilialen durch Automaten – sogenannte „Poststationen“ – zu ersetzen.

Erinnern Sie sich an die Zeiten, als Kinder noch unbeaufsichtigt draußen spielen durften? Manchmal haben die Streiche gespielt: Sie haben irgendwo an einer Haustür geklingelt – und sind dann schnell weggelaufen.
Diese Kinder sind jetzt erwachsen und arbeiten heute bei DHL.1

Manchmal klingeln sie auch vorsichtshalber gar nicht erst, sondern werfen direkt eine Karte in Ihren Briefkasten, die Ihnen mitteilt, dass Sie nicht angetroffen wurden. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Das Paket wurde einem freundlichen Nachbarn übergeben. Oder: Das Paket geht an ein Postamt, wo Sie es zu den vorgegebenen Öffnungszeiten („heute jedoch nicht“) abholen müssen. Oder es landet in einer DHL-Packstation. Wenn Sie Glück haben, in der Packstation beim Supermarkt um die Ecke. Wenn Sie Pech haben, bei irgendeiner am anderen Ende der Stadt.

Keine Frage, so eine Packstation kann praktisch sein. Man muss sich dafür anmelden. Bisher bekam man dann eine DHL-Kundenkarte. Mit der Kundenkarte und einer PIN für das Paket konnte man dann zu jeder Tages- und Nachtzeit das Paket abholen.

Nicht so nett ist die Überraschung, wenn Sie sich gar nicht bei der Packstation angemeldet haben, aber Ihr Paket trotzdem dorthin umgeleitet wurde.

Ganz besonders, wenn es sich bei der Packstation um das neue Modell handelt – die sogenannte „lean“ (also: schlanke) Packstation. Eine solche „schlanke“ Packstation hat kein Display mehr zur Bedienung. Nun stehen Sie ratlos davor und fragen sich, wie Sie denn jetzt an Ihr Paket kommen.

Der Zwang zum Smartphone – Digitalzwang!

„Lean“ heißt, dass DHL nicht nur das Display eingespart hat, sondern auch das Kartenlesegerät und die Netzanbindung. Technisch gesehen bedeutet das: Ihr Smartphone muss eine Verbindung zur Packstation via Bluetooth Low Energy aufmachen. Und über die Post & DHL App muss es eine Mobilfunk-Verbindung zum zentralen Rechenzentrum der Post herstellen. Ohne diese Verbindung zum Rechenzentrum ist so eine neue Packstation dumm wie Brot und weiß nicht mehr, was für wen in welchem Fach liegt. Die Post spart die eigenständige Netzanbindung der Packstationen ein – und nutzt jetzt für die Datenübertragung zwischen Packstation und Post-Server kackfrech das Smartphone der Kundinnen und Kunden.

Wenn die Packstation nun in einer Gegend mit schlechtem Mobilfunkempfang steht? Pech gehabt.2 Wenn das Guthaben für Mobildaten auf Ihrem Gerät verbraucht ist? Pech gehabt. Und wenn Sie gar kein Smartphone haben? Dann können Sie das mit der Abholung komplett vergessen. Ist Ihnen schon klar, oder? Ohne Smartphone haben Sie eigentlich gar keine Lebensberechtigung mehr.

Dabei gibt es gute Gründe, kein Smartphone zu haben: Es gibt Menschen, die schlicht kein Geld dafür übrig haben. Andere sind vielleicht zu alt, um sich noch mit der Technik auseinandersetzen zu wollen. (Aber trotzdem gerne Pakete empfangen!). Und schließlich gibt es sehr technikaffine Menschen, die gerade weil sie sich gut auskennen, nicht dauernd mit einem solchen Taschen-Spion herumlaufen wollen.

Nein, liebe Post & DHL: Es ist überhaupt nicht ok, einfach vorauszusetzen, dass jede und jeder ein Smartphone haben muss.

Die Post & DHL App – erst senden, dann fragen

Selbst wenn sie ein Smartphone besitzen, gibt es gute Gründe, die „Post & DHL-App“ nicht darauf installieren zu wollen. So fängt die Post & DHL App nach dem Start sofort munter an, Daten an externe Stellen zu übertragen.

Der IT-Sicherheitsexperte Mike Kuketz hat das Verhalten der App gründlich geprüft und dabei Folgendes herausgefunden: Die App macht Verbindungen auf u.a. zu Google Firebase (USA), Adobe Inc. (USA), u.a. der Adobe Experience Cloud3 und zu Google Firebase Remote Config (USA). Weiterhin zu Sentry4, und schließlich zum „Google Firebase Analytics“ Tracker.

Wohlgemerkt: Das passiert alles für Sie unsichtbar, noch bevor Sie irgendwie mit der App interagiert haben. Dann erscheint – Sie haben es befürchtet – ein Cookie-Consent-Banner. Hier passiert das Übliche: Durch manipulatives Design versucht man Sie dazu zu verlocken, auf den roten Button mit „Alle akzeptieren“ zu klicken.

Doch auch wer geschafft hat, „Nur Auswahl bestätigen“ anzuklicken, ist damit keinesfalls vor weiteren Trackern gefeit. Sogleich wird eine weitere Verbindung zu Adobe aufgemacht und weitere Dateien zur Verhaltensmessung nachgeladen.

Rechtliche Bewertung der App

Rechtsanwalt Peter Hense hat die Post & DHL App juristisch geprüft. Sein Fazit: Sowohl die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wie auch das TTDSG (Telekommunikation-Telemedien-Datenschutzgesetz) werden sträflich missachtet. Denn die Übermittlung von Daten an Google und Adobe, beide in den USA ansässig, ist einwilligungspflichtig.5 Die Post & DHL App überträgt die Daten aber schon, bevor die Nutzer.innen das Consent-Banner angezeigt bekommen. Einfach auf „Alle akzeptieren“ klicken reicht übrigens nicht für eine informierte Einwilligung. Denn dafür müsste vorher verständlich informiert werden, welche persönlichen wirtschaftlichen Konsequenzen es haben kann, wenn man einer Datennutzung durch Tracking zustimmt. Was die Post nicht tut. Also liegt keine gültige Einwilligung vor – und damit ist jede Datenverarbeitung auf dieser Basis schlicht rechtswidrig. Für solche Verstöße gegen geltendes Recht sieht die DSGVO übrigens deutliche Bußgelder vor: 4 % vom globalen Umsatz der Deutschen Post DHL (94 Milliarden Euro im Jahr 2022) sind eine Größenordnung, wo eigentlich auch das Management anfangen sollte, sich für Datenschutz zu interessieren …6

Mike Kuketz hat die Deutsche Post AG DHL über die technische und juristische Analyse der Post & DHL App informiert. Die Antwort der Deutschen Post AG ist komplett uneinsichtig. In Kurzform: „Es ist alles in Ordnung, hier gibt es nichts zu sehen, bitte gehen Sie weiter.“

Dieser ehemalige Staatskonzern meint, als Aktiengesellschaft geltendes Recht einfach missachten zu dürfen – und hält sich offenbar für völlig unangreifbar.

Dabei wäre es durchaus möglich, die Paketabholung datenschutz- und verbraucherfreundlich zu programmieren. Wir fragen uns, ob die mangelhafte Gestaltung von Packstationen und App durch bösartige Absicht oder durch pure Unfähigkeit zustande kommt. Die Frage stellt sich nochmal neu, wenn man weiß, dass die Post / DHL gerade die Hälfte der zuständigen IT-Abteilung entlässt …
DHL macht sich einen schlanken Fuß bei der IT, und will uns dann zwingen, ihre schrottige Software zu installieren.

Das Greenwashing des Gilb

Der Zwang zur Nutzung von Smartphone und Post & DHL App an den Packstationen und dazu die unberechtigte Datenübermittlung an Tracking-Firmen allein wären schon eines BigBrotherAwards würdig. Oben drauf aber gebührt der Deutschen Post DHL auch noch ein Sonderpreis in der Kategorie „Heuchelei“.

Die neuen „lean“ Packstationen werden allen Ernstes mit Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz begründet. Ja, Mann – coole Idee, da oben Solarpanel draufzupacken. Auch die Paketzustellung an Packstationen wird als Klimaschutz verkauft, denn wenn die DHL-Fahrzeuge die Pakete gesammelt in den Packstationen ablaichen statt sie zuzustellen, spart DHL natürlich CO₂ ein. Das allerdings verbrauchen dann die Kundinnen und Kunden, die einzeln zur Packstation fahren müssen, um ihr Paket abzuholen7. In der Gesamtbilanz für das Klima wahrscheinlich kein Gewinn. Gewinn aber für die Deutsche Post DHL.

Bei diesem BigBrotherAward geht es um die Tendenz, den schleichenden Druck auf alle Menschen, sich auf Überwachungsstrukturen einzulassen: An einer Stelle wird zwingend ein Login verlangt, an einer anderen wird Bargeld nicht mehr akzeptiert, hier wird die Installation einer App gefordert, dort bekomme ich ohne Smartphone keine Informationen zum Service mehr – oder überhaupt keinen Service. Wer sich nicht fügt, dessen Alltag wird immer schwerer gemacht.

Das nennen wir „Digitalzwang“.8 9

Warum geben wir jetzt ausgerechnet der Deutschen Post AG DHL einen BigBrotherAward für Digitalzwang?

Der Abbau der Grundversorgung

Dafür etwas Kontext: Die Post AG hat am 1. Januar 1995 den bis dahin staatlichen Briefdienst übernommen und damit auch die damit einhergehenden Verpflichtungen. Also: Grundversorgung für alle, Zuverlässigkeit, Zustellung auch auf die letzte Hallig.

Tatsächlich war der Briefdienst jahrelang die Cashcow der Post AG, sie hat fettes Plus gemacht. Trotzdem wurde das Porto immer weiter erhöht. Die Vermutung liegt nahe, dass damit die Paketpost quersubventioniert wurde, um mit billigen Paketpreisen die Wettbewerber vom Markt zu verdrängen.10 11 Mittlerweile ist die Deutsche Post DHL Group zum weltweit führenden Logistikanbieter gewachsen.

Jetzt, wo der Paketdienst boomt und Briefe vielfach durch E-Mail ersetzt werden, ist der Briefdienst nicht mehr so ertragreich. Als die Post Anfang 2023 bestreikt wurde, drohte die Deutsche Post AG den Streikenden prompt damit, die Briefzustellung noch in diesem Jahr einfach abzustoßen. Und bei Neuverhandlungen dann nur noch mit billigen Subunternehmen zu arbeiten. Eine Post, die keine Briefe mehr zustellt?!

Die Pflichten der Post AG sind im Postgesetz und in der Post-Universaldienstleistungsverordnung festgehalten. Doch diese Pflichten erfüllt die Post AG schon seit Jahren nicht mehr korrekt. Wegen langer Laufzeiten und schlechter Qualität der Briefzustellung und der mangelnden Versorgung mit Postfilialen, speziell auf dem Land gibt es eine ständig steigende Zahl von Beschwerden bei der Bundesnetzagentur.12

Die Deutsche Post AG DHL bemüht sich nun keineswegs, diese Mängel zu beheben. Sondern sie will die Mängel wegdefinieren und sich der Pflichten entledigen: Sie verlangt Änderungen im Postgesetz und in der Post-Universaldienstleistungsverordnung. Ziel: Die verlängerte Laufzeit für Briefe wird einfach legalisiert. Wenn die Briefe doch am nächsten Tag ankommen sollen, sollen wir in Zukunft erhöhtes Porto zahlen. Die Aufgaben der Postfilialen sollen zukünftig durch weitere Automaten, sogenannte „Poststationen“ erfüllt werden können – das sind aufgemotzte Packstationen, die dann auch Briefdienste anbieten.

Diese „Poststationen“ sind nicht barrierefrei13: Die Fächer sind für Kinder, Kleinwüchsige und Rollstuhlfahrer.innen nicht erreichbar, die Bedienung ist für Blinde schwierig. Für alle, die Hilfe oder Beratung brauchen, gibt es anders als in den Filialen keinen Menschen mehr vor Ort. Und schließlich werden die Poststation-Automaten kein Bargeld mehr annehmen. Also können Sie in Zukunft keine Briefmarke mehr kaufen, ohne elektronische Spuren zu hinterlassen. Ein weiterer Fall von Digitalzwang.

Der derzeit regierenden Ampelkoalition hat die Post AG die Idee für die Postgesetz-Änderungen jeweils passend schmackhaft gemacht. Der SPD irgendwie mit Modernisierung, der FDP mit Förderung des Wettbewerbs und den Grünen mit dem Klimaschutz. Es steht zu befürchten, dass das Postgesetz noch 2023 im Sinne der Gewinnvermehrung der Deutschen Post DHL Group geändert wird.

Warnung an die Bundestagsabgeordneten, Bundesnetzagentur und die Klima-Engagierten im Wirtschaftsministerium: Lassen Sie sich nicht einwickeln!

Und stoppen Sie den Umbau der Packstationen zu solchen mit Smartphone- und App-Zwang. Bisher gibt es erst etwa 2.000 neue, aber noch rund 10.000 alte Packstationen, die weiterhin mit Kundenkarte und PIN funktionieren könnten, wenn die Post es denn zuließe. Es ist also nicht zu spät.

Es geht nicht um einen einzelnen Tracker. Sondern es geht um ein ganzes Universum von Dauerüberwachung. Es geht hier auch nicht um irgendeinen Spielkram, den es nur per Smartphone gäbe. Sondern es geht um etwas so Grundlegendes wie an ein Paket zu kommen, das an mich geschickt wurde. Es geht nicht um die Kosten einer einzelnen Briefmarke. Sondern um die rücksichtslose Haltung, Gewinne zu privatisieren und die Verpflichtungen auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Und schließlich geht es um die Tendenz, Menschen bei jeder alltäglichen Handlung der Überall-und-nebenbei-Überwachung auszuliefern.

Liebe Deutsche Post AG DHL – die Benachrichtigung über Ihren BigBrotherAward ist Ihnen zugegangen. Nein, der BigBrotherAward wird Ihnen nicht zugestellt – Sie müssen ihn sich schon abholen. Das geht auch ohne App.
Herzlichen Glückwunsch!

Jahr
Kategorie

Laudator.in

Rena Tangens am Redner.innenpult der BigBrotherAwards 2021.
Rena Tangens, Digitalcourage
Quellen:

1 Dank für diese Erkenntnis an Ingo Börchers und seinen „Satirischen Jahresrückblick“ im Dezember 2022 im Theater am Alten Markt in Bielefeld.

2 Ja, das gibt es tatsächlich!

3 Der Analytics-Server heißt smetrics.dhl.de und tut damit so, als ob er bei DHL läge. Doch dann verweist er weiter auf dhl.de.ssl.sc.omtrdc.net. Anders als auf den ersten Blick vermutet, findet die Erfassung/Verarbeitung der Analyse-Daten also nicht bei der Deutschen Post statt, sondern in Adobes Experience Cloud. Die Domain *.omtrdc.net gehört nämlich zu Adobe.

4 Sentry: Der Tracker Google Analytics wurde durch Sentry (https://sentry.io/) ersetzt, das von DHL unter der Domain „quality.dpdhl.com“ selbst gehostet wird. Wie der Name „quality“ schon sagt, ist das Tracking. Zur reinen Funktionserbringung der App nicht erforderlich.

5 Die gesetzlichen Vorgaben für eine gültige Einwilligung sind in § 25 TTDSG geregelt. Vgl (EuGH, Urt. v. 30.4.2014 – C-26/13, Rn. 71 – Kásler/OTP Jelzálogbank Zrt. https://curia.europa.eu/juris/liste.jsf?language=de&num=C-26/13

6 Für die im Gesetz unter Art. 83 Abs. 5 DSGVO aufgelisteten, besonders gravierenden Verstöße beträgt der Bußgeldrahmen bis zu 20 Millionen Euro oder im Fall eines Unternehmens bis zu 4 % des gesamten weltweit erzielten Jahresumsatzes im vorangegangenen Geschäftsjahr, je nachdem, welcher Wert der höhere ist.

7 Ja, in der Stadt ist die Packstation-Dichte hoch genug, so dass Menschen auch zu Fuß oder per Fahrrad abholen können. Aber auf dem Land wird das Auto die Regel sein.

8 „Digitalzwang“-Grundlagenartikel https://digitalcourage.de/digitalzwang

9 Für Digitalzwang gibt es viele Beispiele. Digitalcourage sammelt Meldungen dazu in im „Digitalzwangmelder“: https://civi.digitalcourage.de/digitalzwangmelder. Ja, Digitalcourage nimmt auch Meldungen per Brief an :)

10 Siehe Gutachten Justus Haucap und Christiane Kehler, 1/2016 für BIEK: Unfairer Wettbewerb im Postmarkt. Deutsche Post AG/DHL: Quersubventionierung in den Paketmarkt, Marktbeherrschung und unzureichende Regulierung https://www.biek.de/download.html?getfile=148

11 Das sagt der Wettbewerbsrechtler Prof. Haucap. Welt.de, 22.02.2023, Birger Nicolai: Interview mit Prof. Justus Haucap. https://www.welt.de/wirtschaft/plus243900307/Deutsche-Post-Ich-koennte-auf-den-Montag-als-Zustelltag-verzichten.html

12 Golem.de, 16. Dezember 2022: Bundeswirtschaftsministerium: Briefzustellung an Packstationen könnte möglich werden. https://www.golem.de/news/bundeswirtschaftsministerium-briefzustellung-an-packstationen-koennte-moeglich-werden-2212-170560.html
Zitat: „In diesem Jahr zählte die Bundesnetzagentur schon mehr als 37.000 Beschwerden über die Brief- und Paketdienste, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Ein Großteil der Reklamationen bezieht sich auf die Briefzustellung der Post.“

13 Die fehlende Barrierefreiheit kritisiert auch der Sozialverband VdK. Siehe Logistik-Watchblog.de, 3.2.2023: Nicht barrierefrei: Sozialverband kritisiert Postautomaten.
https://www.logistik-watchblog.de/neuheiten/3830-barrierefrei-sozialverband-kritisiert-postautomaten.html


Links und Quellen, Tipps zum Weiterlesen

App-Zwang an Packstationen

kuketz-blog.de, 2.10.2019: Einführung eines App-Zwangs. https://www.kuketz-blog.de/packstation-dhl-einfuehrung-eines-app-zwangs/

heise.de, 19.04.2023: Packstation: DHL rüstet ältere Automaten auf Bluetooth um. https://www.heise.de/news/Packstation-DHL-ruestet-aeltere-Automaten-auf-Bluetooth-um-8973241.html
Zitat aus den Kommentaren:
dl3led:
Mein Leben besteht gefühlt nur noch aus der Pflege der für das Leben in dieser Gesellschaft erforderlichen IT-Infrastruktur.

FAQ zu Packstationen und Problemen

Paketda.de: DHL Packstation – Ratgeber und Hilfe. https://www.paketda.de/packstation/

Post & DHL App

Kuketz-Blog, 19.10.2021: Post & DHL App: Datenübermittlung an Tracking-Anbieter noch vor Zustimmung/Einwilligung. https://www.kuketz-blog.de/post-dhl-app-datenuebermittlung-an-tracking-anbieter-noch-vor-zustimmung-einwilligung/

Kuketz-Blog, 20.6.2022: Post & DHL: Datenschutz unbekannt verzogen – App-Check Teil2. https://www.kuketz-blog.de/post-dhl-datenschutz-unbekannt-verzogen-app-check-teil2/

Kuketz-Blog, 20.7.2022: Post-&-DHL-App: Reaktion der Deutschen Post liegt vor. https://www.kuketz-blog.de/post-dhl-app-reaktion-der-deutschen-post-liegt-vor/

Postgesetz

Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV). https://www.gesetze-im-internet.de/pudlv/BJNR241800999.html

Bundesnetzagentur

Gesetzliche Regelung zur Postversorgung. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Vportal/Post/Universaldienst/start.html

taz.de, 24.1.2023, Kai Schöneberg: Briefzustellung in Deutschland: Die Post spielt mit dem Ende. Denkt die Post über ein Ende der flächendeckenden Zustellung nach? Möglicherweise handelt es sich um eine Finte im laufenden Tarifkonflikt. https://taz.de/Briefzustellung-in-Deutschland/!5907731/

Bundesministerium für Wirtschaft und Klima: Stellungnahme der Deutsche Post AG zum Themenpapier des BMWK zur Novelle des Postgesetzes. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Stellungnahmen/Stellungnahmen-Novelle-PostG/dpag_2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Welt.de, 22.02.2023, Birger Nicolai: „Ich könnte auf den Montag als Zustelltag verzichten“. Der Ökonom Justus Haucap hat wenig Verständnis für die Deutsche Post und ihre Drohungen im Tarifstreit. Doch auch die Gewerkschaft Ver.di habe kaum Argumente für eine derartige Lohnerhöhung. Warum die Post jetzt einen radikalen Umbau braucht – und wie der aussehen müsste. https://www.welt.de/wirtschaft/plus243900307/Deutsche-Post-Ich-koennte-auf-den-Montag-als-Zustelltag-verzichten.html
Zitat:
Haucap: In Deutschland sind die Paketpreise eher niedrig und die Briefpreise eher hoch. Der Verdacht liegt nahe, dass die Post die Pakete mit den Briefen quersubventioniert. In einem derartigen Monopolgeschäft muss das kritisch gesehen werden, weil es den Wettbewerb in der Briefzustellung behindert und im Paketdienst erschwert.
Und schließlich ist der Briefdienst von der Mehrwertsteuer befreit. Die Wettbewerber der Post müssen bei vielen Kunden um 19 Prozent günstiger sein, um überhaupt konkurrieren zu können. Das ist eine intransparente Kompensation durch den Staat. […]
Haucap: Wir haben eine Reihe sehr drastischer Portoerhöhungen von 52 Cent auf nunmehr 85 Cent hinter uns. Diese Erhöhungen lagen teilweise erheblich über der Inflationsrate in dem jeweiligen Jahr. Da könnten gewisse Reserven schlummern. Das Problem ist, dass wir gar nicht wissen, wie profitabel der Briefdienst ist.
Dafür brauchen wir eine transparente Rechnungslegung. So lange sollte man den Forderungen keinen Glauben schenken, selbst wenn die Kosten in der Zustellung zuletzt gestiegen sind. Außerdem räumt die Post ihren großen Versandkunden riesige Rabatte ein. Man hat den Eindruck, dass das Unternehmen mit Verdrängungspreisen arbeitet.

Die Reform des Postgesetzes wird vermutlich Ende 2023 oder Anfang 2024 abgeschlossen sein, sagt das Handelsblatt: Handelsblatt, 2.2.2023. https://web.archive.org/web/20230202095008/https://www.handelsblatt.com/dpa/mehr-post-automaten-sozialverband-vdk-sieht-reformplaene-kritisch/28958952.html

Poststationen statt Postfilialen

logistik-watchblog.de, 3.2.2023: Nicht barrierefrei: Sozialverband kritisiert Postautomaten. Verstärkt Postautomaten statt Filialen zu bauen, sieht der Sozialverband VdK kritisch. Dies sei nicht im Sinne der Inklusion. https://www.logistik-watchblog.de/neuheiten/3830-barrierefrei-sozialverband-kritisiert-postautomaten.html
Zitat:
[zum Postgesetz] Dieses sieht vor, dass die Deutsche Post in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Postfiliale betreiben muss. Bereits jetzt kann die Post diese Pflicht nicht erfüllen, besonders in ländlichen Gegenden fehlen aktuell rund 140 Standorte.
In einem Eckpunktepapier des Ministeriums zum neuen Postgesetz steht nun aber, dass bei der Erfüllung dieser Filialnetz-Pflicht in Zukunft „digitale und automatisierte Lösungen“ berücksichtigt werden könnten. Der Sozialverband sieht hierin die Gefahr, dass künftig noch weniger Filialen mit echten Menschen betrieben und stattdessen durch Automaten ersetzt werden.
Bis zum Sommer soll ein erster Gesetzesvorschlag zur Post-Novelle vorliegen, Ende 2023 könnte diese dann abgeschlossen sein.

Paketda.de – Verbraucherportal zu Paketdiensten: Spekulation: Dürfen Poststationen (Postautomaten) bald eine Filiale ersetzen? https://www.paketda.de/news-post-paket-24-7-station.html
Zitat:
Seit einigen Monaten installiert DHL vermehrt Poststationen. Diese Automaten sehen fast wie eine Packstation aus, bieten aber einige Zusatzfunktionen. Kunden können dort Briefmarken kaufen, DHL-Abholaufträge buchen und Sendungen in einen Briefkasten einwerfen (inkl. Einlieferungsbeleg für Einschreiben). Zukünftig sollen sich Kunden an Poststationen auch per Videochat beraten lassen können. […]
Doch warum sollten Poststationen ins neue Postgesetz einfließen?
Die Antwort auf diese Frage könnte in einem Brief stecken, den die Deutschen Post AG im Juli 2022 ans Bundeswirtschaftsministerium schickte. Darin schlug die Post vor, dass Automaten eine klassische Postfiliale ersetzen dürfen. Damit könne eine Postversorgung auch in ländlichen Gebieten sichergestellt werden. Details im Abschnitt unten. Vielleicht greift der Gesetzgeber diese Idee nun auf und erlaubt Automaten als Filialersatz.
[…]
Seit September 2022 stellt DHL verstärkt einen neuen Automatentyp auf: Die DHL Poststationen. Es handelt sich um aufgemotzte Packstationen, an denen man auch Briefe einwerfen und Briefmarken kaufen kann.
Die Bezahlung ist mit EC-Karte oder Visa- oder Mastercard möglich. In Zukunft will DHL auch die Buchung von Nachsende- und Lageraufträgen an Poststationen ermöglichen. Außerdem sollen Kunden per Videochat mit einem Kundenservice-Mitarbeiter sprechen können, um sich beraten zu lassen.

heise.de, 2.2.2023: Mehr Post-Automaten? Sozialverband VdK sieht Reformpläne kritisch. Laut dem Sozialverband VdK können Post-Automaten nicht als Ersatz für Filialen mit Beratung gelten. Die Post müsse eine wohnortnahe Versorgung sicherstellen. https://www.heise.de/news/Mehr-Post-Automaten-Sozialverband-VdK-sieht-Reformplaene-kritisch-7480056.html

Deutsche Post AG droht mit Rückzug aus der Briefzustellung

welt.de, 24.1.2023, Birger Nicolai: „220.000 Arbeitsplätze in Gefahr“. Deutsche Post prüft Rückzug aus Briefzustellung. https://www.welt.de/wirtschaft/plus243371993/Deutsche-Post-prueft-Rueckzug-aus-Briefzustellung-220-000-Arbeitsplaetze-in-Gefahr.html

welt.de, 8.1.2023: Post-Ärger Fast dreimal so viel Beschwerden wie im Vorjahr. https://www.welt.de/politik/deutschland/article243087355/Post-Aerger-Fast-dreimal-so-viel-Beschwerden-wie-im-Vorjahr.html

Über das Unternehmen

„Deutsche Post DHL Group ist der weltweit führende Logistikanbieter.“ https://www.dpdhl.com/de/ueber-uns/auf-einen-blick.html

zeit.de, 5. Juli 2018: Dax-Konzerne – Post-Chef verdient 232-mal so viel wie seine Mitarbeiter. https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/dax-konzerne-gehalt-einkommensgerechtigkeit

Zum Umsatz der Post AG DHL im Jahr 2022: https://www.dpdhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2023/geschaeftsjahr-2022-deutsche-post-dhl-group.html
Zitat:
Mit einem Umsatz von 94,4 Milliarden Euro konnte der Konzern seine Bestmarke aus dem Vorjahr um 15,5 Prozent übertreffen.

Gutachten von Prof. Haucap für BIEK (Bundesverband Paket und Express Logistik e.V.) – Kurzfassung (darin geht es um die Höhe des Briefportos): Download: https://www.biek.de/download.html?getfile=1569 – Dateiname: BIEK_Haucap-Kurzgutachten_2018.pdf

Gutachten von Prof. Haucap, Christiane Kehler, 1/2016: Unfairer Wettbewerb im Postmarkt. Deutsche Post AG/DHL: Quersubventionierung in den Paketmarkt, Marktbeherrschung und unzureichende Regulierung. Download: https://www.biek.de/download.html?getfile=148 – Dateiname: BIEK_Haucap-Gutachten UNFAIRER WETTBEWERB IM POSTMARKT.pdf-2.pdf
Zitat:
Auch im Paketbereich profitiert die DPAG von ihrer flächendeckenden Präsenz, die ihr entsprechende Netzwerksynergien bietet und die Nutzung von Verbundvorteilen zwischen verschiedenen Produkten sowie zwischen der Breite ihrer Produktpalette ermöglicht. Je mehr Marktanteile Wettbewerber auf dem Paketdienstemarkt gewinnen, desto mehr Größen- und Verbundvorteile können auch sie realisieren und desto besser könnten sie mit den Preisen der DPAG konkurrieren. Auf Seite der DPAG bestehen hier Anreize, dies zu verhindern. Eine Möglichkeit liegt in der Durchsetzung von (Dumping-)Preisen, die unter den Kosten der Leistungsbereitstellung liegen und mit denen Wettbewerber nicht konkurrieren können, gerade weil ihnen ein profitables Briefgeschäft zur Finanzierung hierfür fehlt. […]
Die durch die wiederholten Preiserhöhungen im Briefmarkt generierten Gewinne können ebenso wie der durch die Umsatzsteuerbefreiung generierte Preisvorteil dazu genutzt werden, (Dumping-)Preise im Paketbereich zu subventionieren.

Hier ist die Geschichte von Bundespost zu DHL skizziert: deutschlandfunk, 31.12.2017, Henning Hübert: Archiv: Zehn Jahre nach Ende des Briefmonopols – Die gelbe Post im Wettbewerb. https://www.deutschlandfunk.de/zehn-jahre-nach-ende-des-briefmonopols-die-gelbe-post-im-100.html

Das frühere Berufsethos der Briefträger

FAZ-Blog Grand Central: Zwei Männer im Schnee: Donald Duck und das New Yorker Hauptpostamt. 10. Februar 2015 von Patrick Bahners. https://blogs.faz.net/central/2015/02/10/zwei-maenner-im-schnee-donald-duck-und-das-new-yorker-hauptpostamt-446/

Das Pesthörnchen

Das Pesthörnchen – ein Logo, erdacht in Bielefeld, gezeichnet von Reinhard Schrutzki, mit langer Tradition. Damals wollte die Deutsche Bundespost schnelle Modems ohne Postzulassung unter Strafe stellen und damit die Bürgernetze kriminalisieren. https://shop.digitalcourage.de/digitalcourage-und-ccc-aufkleber/aufkleber-pesthoernchen-datenpiraten.html

Über die BigBrotherAwards

Spannend, unterhaltsam und gut verständlich wird dieser Datenschutz-Negativpreis an Firmen, Organisationen und Politiker.innen verliehen. Die BigBrotherAwards prämieren Datensünder in Wirtschaft und Politik und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

Ausgerichtet von (unter anderem):

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Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: In bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.